Seit über 20 Jahren versuchten die Römer die germanischen Stämme zwischen Rhein und Elbe zu unterwerfen. Man wähnte sich am Ziel, Germanien stand kurz davor, zur römischen Provinz zu werden. Doch die Niederlage in der Varusschlacht brachte diesen Prozess abrupt zum Stillstand. Rom zog sich zunächst hinter den Rhein zurück, doch kehrte einige Jahre darauf mit einer noch größeren Streitmacht zurück. Mit acht Legionen wollte das Imperium seine Macht in Germanien zurückerobern.
So greifbar der Erfolg für die römischen Streitkräfte schien, so erfolglos waren dennoch die militärischen Vorstöße. Der Preis einer Eroberung Germaniens schien dem römischen Kaiser am Ende zu hoch: Nach drei verlustreichen Jahren gab er im Jahr 16 n. Chr. den Befehl zum Rückzug. Rom brach damit das Unternehmen Germanien ab und fror die offensive Germanienpolitik für die kommenden Jahrzehnte ein.
Kaum ein anderes historisches Ereignis hat in vergleichbarer Weise die deutsche Identität und den deutschen Nationalismus derart befeuert wie die Varusschlacht. Kaum ein historischer Ort wurde in den letzten 500 Jahren so sehnsüchtig gesucht wie das Schlachtfeld dieser legendären Auseinandersetzung.
Der römische Historiker Cassius Dio beschrieb zwei Jahrhunderte nach der römischen Niederlage die Kämpfe als sich über drei bis vier Tage hinziehende Auseinandersetzungen, in denen die Legionen auf ihrem Marsch stetig von Germanen angegriffen und letztlich aufgerieben wurden. Doch nur Tacitus hielt beiläufig fest, dass diese Kämpfe in der Nähe des Teutoburger Waldes stattgefunden haben sollen.
Doch keine geographische Karte verzeichnete diesen Höhenzug – bis zum 17. Jahrhundert, als man den Osning in Teutoburger Wald umbenannte. Das geschah nicht, weil man entsprechende Erkenntnisse hatte, sondern weil man es so wollte. Es gibt inzwischen kaum einen Landstrich in Nordwestdeutschland, der nicht als Örtlichkeit der Varusschlacht proklamiert wurde.
Das Einzige, was hier weiterhilft, sind wissenschaftliche Fakten. Seit 1989 wird die Gegend um den heutigen Ort Kalkriese im Landkreis Osnabrück archäologisch erforscht. Diese Forschungen belegen eindrücklich, dass hier eine militärische Auseinandersetzung zwischen Germanen und römischen Truppen stattgefunden – und dass die römische Seite hier eine vernichtende Niederlage erfahren hat. Viele Argumente sprechen für Kalkriese als eine Örtlichkeit der historischen Varusschlacht.