Die Untersuchung der Maultierknochen durch Archäozoologen der Universität Tübingen brachte überraschende neue Erkenntnisse. Anhand der Ausbildung der Zähne und der Zusammensetzung des Zahnschmelzes konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass ein in Kalkriese verunglücktes Maultier noch im Sommer zuvor im Mittelmeergebiet gegrast haben musste. Dies bedeutet, dass die Versorgung der im Norden stationierten Römer offenbar besser und vor allem schneller funktionierte, als vermutet. Die menschlichen Gebeine werden von Anthropologen der Universität Göttingen untersucht. Überwiegend stammen die Knochen von gut ernährten Männern zwischen 20 und 40 Jahren, vermutlich römischen Soldaten. Daneben fanden sich aber auch Hinweise auf mindestens eine Frau, die vielleicht zum umfangreichen Tross der römischen Legionen gehört hatte. Einige Schädelknochen weisen zudem nicht verheilte Verletzungen auf, die während des Kampfes entstanden sein werden und teilweise direkt zum Tode der Getroffenen geführt haben dürften.
Die meisten Knochen wurden in Gruben gefunden, den so genannten Knochengruben. Der Zustand der in diesen Gruben entdeckten Knochen lässt erkennen, dass sie einige Jahre auf der Oberfläche gelegen haben müssen, bevor sie im Boden deponiert wurden. Ein Umstand, der gut zum kriegerischen Geschehen im Jahr 9 n. und der Bestattung der damals Gefallenen durch Germanicus und seine Legionen im Jahre 15 n. Chr. passt. Bei der eiligen Bestattungsaktion – erneut bedroht von Germanen – sammelten die römischen Soldaten alle noch nicht ganz vergangenen Knochenreste ein und deponierten sie in Gruben. Bei vielen Knochen war vermutlich nicht mehr zu unterscheiden, ob sie von Menschen oder Tieren stammten; daher fand sich in den bisher acht bekannten Knochengruben, die man als eine Art Massengräber für die Gefallenen bezeichnen kann, immer eine Mischung von Menschen- und Tierknochen (fast ausschließlich von Maultieren, außerdem einzelne Pferdeknochen).